Die letzten Tage haben unser aller Leben schnell und drastisch verändert. Aber in der Krise liegt vielleicht auch eine Chance. Ich möchte hierzu ein paar schöne Gedanken teilen, die mein Vater vor ein paar Tagen und nach vielen Gesprächen über Regenerative Gesellschaft verfasst hat:
Was Corona mit uns macht – was machen wir daraus?
Shutdown – Shockdown – Szenarien mit möglicherweise Zehntausenden in der Übersteblichkeitsstatistik – und die Bilder dazu in unseren Köpfen…
Die weltumspannende Kommunikation über das Virus ist genauso einmalig wie seine schnelle globale Ausbreitung. Eine Schreckensnachricht jagt die nächste. Nichts wird bleiben, wie es war.
Aber: Neben all dem Schrecklichen, birgt diese neue Situation auch Chancen für uns als einzelne Menschen – vielleicht sogar für die Menschheit insgesamt?
In der dualistischen Philosophie des Taoismus hat alles was ist, immer zwei gegensätzliche Qualitäten.
Wenn wir einmal danach fragen, welche aufbauenden, regenerativen, oder auch erneuernden Auswirkungen sich aus der gegenwärtigen, weltweiten Krise sich vielleicht entwickeln könnten, dann könnte einem durchaus auch das eine oder andere einfallen.
Ich meine damit nicht die (geplanten oder auch nicht geplanten, aber doch wahrscheinlichen) gigantischen Gewinne irgendwelcher Hedgefonds oder sonstiger materieller Nutznießer der Krise; auch nicht den totalitären Machtgewinn, der sich hier und da sicher ergibt.
Es könnten sich wertvolle Erfahrungen für jeden einzelnen, aber auch für unser menschliches Kollektiv insgesamt entwickeln.
„Einfach Erden“ – sich besinnen auf das, was uns wirklich wichtig ist? Erneuerung des Kontaktes zu unserer Natur, unseren Mitmenschen, dem Mensch-Sein?
Die ökologische Verschnaufpause, die unser Planet nun erhält, gibt uns vielleicht auch etwas Zeit uns als Menschheit neu aufzustellen und nicht immer nur weiteren materiellen Zielen nachzujagen.
Wir können uns vielleicht darauf besinnen wo wir welche Prioritäten anders setzen wollen. Wollen wir Boden, Wasser und Luft wieder eine Chance geben, sich zu regenerieren? Den Raubbau beenden an Land und im Wasser? Das Miteinander mit den Mitbewohnern auf diesem Planeten neugestalten?
Dabei könnte man im Kleinen, jeder für sich selbst beginnen…
Wenn wir nicht nur die Bedrohung sehen, sondern auch die ökologische und menschliche Chance, die in dieser Krise liegt: Wenn wir diese Chance denn auch umsetzen, können wir vielleicht – als einzelne Menschen, als Gemeinschaften, Gemeinden, Staaten, ja vielleicht als vereinte Menschheit mit „Gewinn“ daraus hervorgehen.
Ich habe mit meinen Freunden schon seit Jahren darüber philosphiert, dass wir als Menschen offenbar sehr gut über „Feindbilder“ funktionieren: Leider haben in der Vergangenheit Feindbilder es den Menschen oft einfacher gemacht, sich zusammen GEGEN eine Sache zu stellen, als dass es positive Visionen vermocht hätten sich FÜR eine Sache zu vereinen. Mit Beginn des 21. Jahrhunderts ist ein Großteil der Menschen durch unsere ökologischen, sozialen und ökonomischen Herausforderungen verunsichert, gar verängstigt. Selbst die Fridays-For-Future-Bewegung, die im letzten Jahr viel Momentum aufgenommen hat, fehlt es an einer positiven Vision und wird von Angst und Unsicherheit bestimmt. Wir brauchen ein positives Leitbild und vielleicht ergibt sich aus der weltweiten Krisensituation die Chance, ein Leitbild für eine regenerative Gesellschaft zu entwickeln: Mehr Miteinander, mehr Menschlichkeit, mehr Raum für Boden, Luft und Wasser, mehr regionale Wertschöpfung: Mehr Bewusstsein für die komplexen Zusammenhänge unserer ökologischen, sozialen und ökonomischen Systeme.
Ich bin gespannt, was kommt und hoffe, dass wir nach Corona dazu gelernt haben werden und nicht vergessen, was uns in diesen unsicheren Zeiten so offenbar erscheint…